Erst Robert Sesselmann im thüringischen Sonneberg, jetzt Hannes Loth im sachsen-anhaltinischen Raguhn-Jeßnitz. Der Sprung in die Kommunalpolitik gelang beiden mit Mandat im Landtag.
Wann trat nun der in den vergangenen Tagen so oft beschworene politische "Dammbruch" ein? Erst jetzt - oder nicht doch schon mit dem Einzug der AfD in die Parlamente? Die Frage scheint so müßig wie die nach der temporären Genese von Ei und Huhn.
Bemerkenswert an beiden Wahlen ist, dass es derzeit aus Sicht der traditionellen Kräfte egal scheint, ob sie sich gegen einen AfD-Kandidaten verbünden oder niemanden gegen ihn ins Rennen schicken. Weiterhin überdenkenswert scheint, warum ein doch recht prominenter AfD-Repräsentant wie Leif-Erik Holm letztlich einen heftigen Dämpfer erlitt, als es um das oberste Amt in Schwerin ging, bisher gesichtslos scheinende Politiker wie Sesselmann und Loth aber auf kommunaler Ebene punkten.
Vielleicht weisen die Ergebnisse der beiden Letztgenannten in diese Richtung: Bekanntheit ist gut, Präsenz vor Ort umso besser. Den Vertreter*innen der traditionellen Parteien ist dringend eine Analyse anzuraten, ob sie es daran haben fehlen lassen.
Das Interesse an Politik ist in Deutschland größer denn je, selber gestalten möchte jedoch kaum jemand. Springt hier jemand in die Bresche, scheint egal, welcher Couleur man ist. Hauptsache, die Person kümmert sich, will ansprechen und angesprochen werden.
Die Parteien haben einen im Grundgesetz verankerten Auftrag, an der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken. In vielen Fällen scheint daraus Anspruchsdenken geworden zu sein. Dieser Eindruck verstärkt sich nur noch durch eine mehr als unglückliche Kommunikation, wie sie derzeit im Falle der scheinbar einander nur noch spinnefeind gesonnenen Vetreter*innen der Ampelkoalition zu beobachten ist.
Die Zeiten sind schwierig, für viele schwierig genug. Wer da ein offenes Ohr hat, ist wohlgelitten. Das mag einfach, gar zu simpel klingen. In Sonneberg und Raguhn-Jeßnitz lag genau darin aber wohl der Schlüssel zum Erfolg.
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