Soziale Medien bringen nicht nur für uns Menschen eine einzigartige Omnipräsenz. Auch Tiere avancieren, ob tapsig, verblüffend schlau oder dringend unserer Hilfe bedürfend, immer häufiger zu Protagonisten der digitalen Welt.
Die populärsten von ihnen generieren sogar Klicks in dreistelliger Millionenhöhe. Oder zeichnen doch eher Herrchen oder Frauchen dafür verantwortlich? Womit wir auch schon bei einem wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier "on social media" wären: Unsereins präsentiert sich in der Regel selbstbestimmt, Tiere hingegen werden präsentiert.
Die australische Digital-Soziologin Deborah Lupton analysiert in einer bislang einzigartigen Studie Verhältnis von Mensch und Tier in der digitalen Welt. Auf rund 150 Seiten gibt sie einen Überblick zu den aktuell bedeutendsten Formen von menschlich-tierischem Miteinander, als da wären: Veröffentlichung putziger Szenen, Aufrufe zum Schutz und zur Rettung von Tieren, umfassende Erhebung von Daten zu bisher wenig erforschten Arten, Fortentwicklung von Tieren etwa in Gestalt von Avataren oder Einbindung von Tieren in medizinische Therapien.
Vieles davon erscheint auf den ersten Blick vertraut. Bestechend ist die Fülle an Daten und Fakten, womit Lupton ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen untermauert, ganz sicher lesenswert ihre Auseinandersetzung mit Peter Singer, den sie als Vorkämpfer einer nicht allein menschgeprägten Betrachtung der Welt schildert.
Wir sind Menschen und deuten die Welt naturgemäß aus unserer Perspektive. Dank fortschreitender Digitalisierung könnten wir uns dieses geistigen Korsetts entledigen, so Lupton.
Schließlich haben wir beispielsweise immer präzisere Tools zur Verfügung, um Wesen und Lebensweise von Tieren zu erfassen und immer besser nachzuvollziehen, dies vor allem in immer vielfältigerem Kontext.
Auf diese Art und Weise würden wir uns auch der geistigen Starre entwinden, die uns die Position von Tieren bisher oft über lange Zeiträume hat gleich bewerten lassen, dies in der Regel zuungunsten der Tiere, die nur zu oft als Objekte ohne Willen oder Bewusstsein wahrgenommen werden. Lupton spricht sich beispielsweise für eine flexible Betrachtungsweise aus, wenn es um die Frage geht, ob Tieren subjektive Rechte zugesprochen werden können.
Quelle:
Deborah Lupton, The Internet of Animals. Human-Animal Relationships in the Digital Age, Cambridge 2023.
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